
"Blind und
taub und immer auf der Suche nach warmer Haut"
Systematik
Die Zecken gehoeren zu den Gliederfueßern (Arthropoda) und bilden
dort die Gruppe der Schmarotzermilben. Dieses sind weltweit verbreitete,
blutsaugende Außenparasiten (Ektoparasiten) von Wirbeltieren,
die als Wirte dienen. Bei vielen Zeckenarten tritt ein Wirtswechsel
auf. Es gibt zwei Zeckenfamilien, die Schildzecken (Ixodidae), die ein
hartes
Rueckenschild besitzen und die Lederzecken (Argasidae), deren Oberseite
lederartig ist. Ihre Mundwerkzeuge sind unter dem Ruecken eingezogen.
Sytematische Einordnung für z.B. den Holzbock (Ixodes ricinus)
Stamm: Gliederfßer (Arthropoda)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Milben (Acari)
Familie: Schildzecken (Ixodidae)
Kennzeichen
1. Larve
Die Larve der Zecke ist 0,6mm (nuechtern) bis 1,25mm (vollgesogen) groß
und hat sechs Beine. Der Ruecken ist hell- bis mittelbraun und die weichhaeutigen
Koerperteile sind hellgrau bis graugelb gefaerbt.
2. Nymphe
Die Nymphe der Zecke ist 1,2mm (nuechtern) bis 2mm (vollgesogen) groß
und hat acht Beine. Der Ruecken ist mittel- bis dunkelbraun und die
weichhaeutigen Koerperteile sind hellgraugelb gefaerbt.
3. Adulte
Die adulte Zecke ist laengsoval, hat acht Beine und ist 2,4mm-4,8mm
(nuechtern) bis 12mm (vollgesogen) groß. Der Ruecken ist schwarzbraun
gefaerbt. Das Rueckenschild bedeckt bei der maennlichen Zecke den gesamten
Ruecken, waehrend beim Weibchen nur ein Teil bedeckt ist.
Lebensraeume der Zecken
Das Vorkommen der Zecken ist eng an das Vorkommen ihrer Wirte gekoppelt.
Da Saeugetiere, Voegel und sogar Reptilien als Wirte dienen koennen,
kann man eine weltweite Verbreitung annehmen. Der Holzbock kommt in
den gemaeßigten Zonen Europas und Nordamerikas vor und bevorzugt
dort Standorte mit guenstigen mikroklimatischen Bedingungen wie hohe
Luftfeuchtigkeit und geeignete Temperaturen, z. B. an Waldraendern,
auf Waldlichtungen mit hochwuechsigen Graesern und Bachauen. Auch findet
man sie haeufig in der Laubschicht von Laub- und Mischwaeldern ohne
grasigen und krautigen Unterbewuchs. Besonders gefaehrlich fuer Menschen
sind Uebergaenge zwischen verschiedenen Lebensraumtypen, wie Weg- und
Walraender mit Graesern, krautigen Pflanzen und kleinen Straeuchern,
auf denen sich meist die adulten Zecken aufhalten. Zecken, die einen
Wirt suchen, befinden sich haeufig direkt auf der Laubstreu oder in
der Krautschicht. Ein Vorkommen von Zecken auf Baeumen kann man jedoch
ausschließen.
Entwicklung der Zecke
Der Entwicklungszyklus des Hozbockes dauert zwei bis drei Jahre. Dabei
treten drei Entwicklungsstadien auf, die auf drei verschiedenen Wirten
(Dreiwirtzecke) parasitieren. Die Weibchen beginnen im Herbst nach dem
Abfallen vom Wirt mit der Eiablage im Bodenbereich und sterben danach.
Im Fruehjahr des naechsten Jahres schluepfen die Larven, die in der
Regel Kleinsaeuger als Wirte benutzen. Nach dem Abfall vom Wirt, finden
mehrere Haeutungen statt, an deren Ende das Nymphenstadium entstanden
ist. Wirte der Nymphen sind groeßere Saeugetiere. Sie ueberwintern
im Boden. Im naechsten Fruehjahr haeuten sich die Nymphen zu den erwachsenen
Zecken, die dann den dritten Wirt zum Blutsaugen befallen. Die Begattung
der Weibchen erfolgt auf den Wirten. Durch wechselnde klimatische Bedingungen
(Luftfeuchtigkeit, Temperatur) kann der Entwicklungszyklus verkuerzt
oder verlaengert werden, so dass haeufig auch verschiedene Stadien nebeneinander
vorkommen koennen. Menschen koennen von allen drei Stadien als Wirt
benutzt werden.

Zecken uebetragen sehr gefaehrliche
Krankheiten fuer Mensch und Tier !
Borreliose
Die Lyme-Borreliose ist eine durch Zecken uebertragene Erkrankung. Krankheitserreger
sind Bakterien, die sog. Borrelien. Das Risiko zu erkranken, variiert
regional und ist auch nach einem Zeckenstich eher gering. Da sich die
Bakterien sehr langsam vermehren, verlaeuft die Borreliose schleichend
in mehreren Phasen. Als Multisystemerkrankung, die ueberwiegend die
Haut aber auch andere Organe befaellt, ist das Erscheinungsbild der
Borreliose variabel. Als ein typisches Zeichen tritt bald nach der Infektion
eine etwa handtellergroße Roetung mit Randbetonung im Bereich
der Stichstelle auf, das Erythema chronicum migrans (ECM). In der Folge
kann es nach Wochen, Monaten oder Jahren zur Beteiligung anderer Organe
(Gelenke, Nerven, Hirnhaeute, Herz, Auge, Haut) kommen. Der Verlauf
ist jedoch gutartig. Die Diagnose wird durch Krankengeschichte, das
typische ECM und eine Blutuntersuchung mit Antikoerperbestimmung gestellt.
Die Behandlung erfolgt durch Verabreichung eines Antibiotikums. Eine
Schutzimpfung ist nicht moeglich.
Frühsommer-Meningo-Encephalitis
Die Fruehsommer-Meningo-Enzephalitis (kurz: FSME) ist eine von Viren
verursachte Infektionserkrankung - mit einem bestimmten regionalen Verbreitungsmuster.
FSME-Viren werden durch einen Zeckenstich uebertragen. Da Zecken fuer
ihre Vermehrung eine Mindesttemperatur von 8°C benoetigen, tritt
die Krankheit bevorzugt in der waermeren Jahreszeit auf ("Fruehsommer").
In Deutschland sind etwa 1-5% aller Zecken mit dem Virus infiziert.
Nicht jeder Stich einer infizierten Zecke fuehrt beim Menschen zu einer
FSME-Erkrankung. Wird jemand infiziert, verlaeuft dies meist (70%) unbemerkt
und harmlos. Die uebrigen 30% teilen sich je zur Haelfte in grippeaehnliche,
ebenso harmlose Erkrankungen und in gefuerchtete "echte FSME-Faelle".
Letztere koennen bleibende neurologische Schaeden hinterlassen, weil
das zentrale Nervensystem beteiligt ist. In Einzelfaellen verlaeuft
die FSME toedlich.
Ehrlichiose
Die Erreger sind Rickettsien, den Borrelien aehnliche Bakterien. Sie
werden von Wildtieren ueber die Zecke uebertragen. Die in den USA bekannt
gewordene Erkrankung tauchte in Europa erstmalig in Slowenien auf. Die
Erreger wurden aber auch hier in Zecken nachgewiesen, so dass eine Infektion
in Deutschland moeglich ist. Eine Impfung gibt es gegen diese Krankheit
nicht ! Die Ehrlichiose betrifft in erster Linie das Immunsystem, da
die Erreger die weißen Blutkoerperchen angreifen. Eine bekannte
Form ist die sog. Humane granulozytaere Ehrlichiose. Diese bricht etwa
sieben Tage nach dem Zeckenbiss aus und aeußert sich in akuten
Fieberschueben, Muskel- und Knochenschmerzen sowie Uebelkeit und Erbrechen.
Neben FSME, Borreliose und Ehrlichiose koennen Zecken in Europa
auch seltenere Krankheiten wie das Q-Fieber,
Rickettsiosen, Babesiose oder die Tularaemie
uebertragen.
Jaehrlich erkranken in der Bundesrepublik etwa 50.000-60.000 Menschen
an der Borreliose und 150 bis 200 Personen an FSME
